Herr Lehmann, wie viele öffentliche Bäder und speziell Kombibad-Projekte haben Sie bereits geplant und umgesetzt?
Das Büro Lehmann Architekten wurde 1968 gegründet, 1982 wurde mit dem Freibad Gengenbach das erste Schwimmbadprojekt geplant und umgesetzt. Das Freibad mit Wärmehalle könnte somit auch als erstes Kombibad unseres Büros gewertet werden. Für den Zweckverband Kinzigtalbad und die Stadt Hausach durften wir bis 2020 ein Hallenbad grundsanieren, erweitern und in Verbindung mit dem Freibad ebenfalls auf eine Kombibadnutzung ausgerichtet planen und realisieren.
Das Projekt gilt als beispielhaft und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Im letzten Jahr haben wir die Projekte Sportbad Neckarpark in Stuttgart, ein Hallenbad mit Wettkampfbecken und Zuschauertribünen und das Freibad Hohenwestedt fertiggestellt.
Aktuell planen wir für die Stadt Freiburg eine Erweiterung des Westbades. Hier soll für das bestehende Hallenbad mit einem zusätzlichen Außenbecken ebenfalls das Angebot einer Kombibadlösung ermöglicht werden.
Insgesamt wurden bisher ca.15 Bäderprojekte unterschiedlicher Größenordnungen geplant und umgesetzt, zusätzlich werden in unserem Büro kontinuierlich Machbarkeits- und Vorentwurfsstudien für Bäderprojekte erarbeitet.
Auf welche Aspekte legen Sie bei der Planung besonderen Wert?
Bäderprojekte erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit den Abläufen im späteren Betrieb. Neben den zu beachtenden DIN-Vorschriften gibt es klare Vorgaben und Empfehlungen, die größtenteils auf Erfahrungen bereits umgesetzter Projekte aufbauen.
Unsere Entwürfe bauen wir immer auf der Grundlage eines optimierten Funktionsdiagramms auf, dann wird geprüft ob die vorhandenen Rahmenbedingungen, das Grundstück, die Erschließung oder der Bestand eine entsprechende Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche ermöglichen.
Der architektonische Entwurf wird dann in unterschiedlichen Varianten erarbeitet.
Hierbei stehen dann die Fragen nach Integration in das vorhandene Umfeld, Materialität, Erscheinungsbild und Angemessenheit im Vordergrund.
Wie gehen Sie vor, um die Ansprüche der Badegäste an eine zeitgemäße Wassererlebniswelt mit den Wünschen der Kommunen in Einklang zu bringen?
Im besten Fall stehen die Ansprüche der Badegäste und die Wünsche der Kommunen nicht in einem Widerspruch.
Es ist allerdings klar, dass sowohl die Ansprüche der Badegäste als auch die Wünsche der Kommunen sehr breit gefächert sind und Entscheidungen getroffen werden müssen, die ein vernünftiges Miteinander und entsprechende Kompromisse erfordern.
Aus vergangenen Projekten, Gremiensitzungen und Bürgerversammlung kennen wir viele Fragestellungen, die nicht mit einem allgemeingültigen Vorschlag vom Planer zu beantworten sind, sondern die Entscheidungen erfordern.
Unsere Aufgabe sehen wir darin, die bestmöglichen Grundlagen und selbstverständlich auch Empfehlungen für die zu treffenden Entscheidungen zu erarbeiten.
Wie viel Zeit vergeht in der Regel von der ersten Idee bis zum fertigen Entwurf?
Unabhängig von der Komplexität oder den Anforderungen einer Entwurfsaufgabe, hier gibt es keine Regel.
Ideen werden bearbeitet, geprüft, weiterentwickelt, abgewogen, dann evtl. auch wieder verworfen.
Dieser Prozess ist mühsam, kaum kalkulierbar aber auch entscheidend für die Entwicklung der Entwurfslösung.
Ein Wettbewerbsbeitrag, wie hier für das Kombibad in Rastatt, wird in der Regel von einem Planungsteam in 10-12 Wochen bearbeitet.
Für die Fertigstellung des Entwurfs mit der endgültigen Fixierung des Programms, der Konstruktion und des Baubudgets gehen wir aktuell von einem Zeitrahmen von 9 bis 12 Monaten aus.
Was war die besondere Herausforderung im Rastatter Wettbewerb?
Bei der Wettbewerbsbearbeitung für das Kombibad in Rastatt war es wichtig, sich mit den örtlichen Gegebenheiten, der Hochwassersituation und dem denkmalgeschützten Bestand intensiv auseinanderzusetzen.
Zusätzlich mussten bei der Bearbeitung auch immer die Möglichkeiten einer abschnittsweisen Umsetzung, oder Erweiterungsoption abgewogen werden.
Auf was können sich die Besucher des künftigen Rastatter Kombibads besonders freuen – was macht das neue Kombibad aus? Gibt es Alleinstellungsmerkmale?
Grundsätzlich dürfen sich die Besucher auf ein attraktives, ganzjähriges Wasser- und Schwimmerlebnis freuen. Die Kombibadnutzung ermöglicht je nach Witterung die Freibadsaison früher zu starten und zusätzlich zu verlängern.
Der vorhandene Park mit Baumbestand bleibt erhalten und bildet ganzjährig eine natürliche Kulisse für den Badegast. Die durchgängige Transparenz der neuen Badehalle vermittelt einen fließenden Übergang vom Innen- zum Außenbereich.
Die großzügige zusammenhängende Schwimmhalle, eingebettet in den attraktiven, gewachsenen Landschaftspark ist sicher ein Alleinstellungmerkmal mit besonderem Wert.
Eine Aufgabe bei der Planung war es, Altes – sei es beim Gebäude oder beim Baumbestand – mit Neuem zu verbinden. Wie haben Sie dies gelöst? Welche „alten Elemente“ werden die Badbesucher auch im Kombibad wiederfinden?
Das historische Sommergebäude mit Uhrenturm bleibt erhalten wird denkmalgerecht saniert und bildet weiterhin die signifikante Adresse zum zukünftigen Badepark.
Die vorhandene Rutsche soll erhalten und in das Freibadkonzept integriert werden, der historische Brunnen wird aus dem Bad in den neuen Ankunftsbereich versetzt.
Über den Landschaftspark und den Erhalt des vorhandenen Baumbestandes habe ich bereits gesprochen.
Gibt es Materialien, die im neuen Rastatter Bad eine besondere Rolle spielen?
Grundsätzlich müssen im Bäderbau robuste Materialien einsetzt werden, die über Jahre den Temperaturen, der Luftfeuchte und den im Betrieb erforderlichen Unterhaltsmitteln Stand halten.
Für die Badeplatte und die Nassbereiche werden in jedem Fall keramische Fliesen eingesetzt. Die Becken sind aktuell in Edelstahl geplant.
Der Keller muss aufgrund der statischen und hydrologischen Anforderungen mit wasserdichtem Beton erstellt werden.
Für die Konstruktion des Hochbaus, haben wir ein hybrides Konzept aus Holz und Stahl vorgeschlagen.
Die Entwicklung des Holzbaus und die Optimierung der Lüftungstechnik ermöglichen uns inzwischen einen Großteil der Konstruktion in Holz und damit mit einem nachwachsenden Rohstoff und positiver Ökobilanz realisieren zu können.
Über ein endgültiges Material- oder Farbkonzept wird aber erst im Laufe der Planung entschieden.
Ein nachhaltiges und effizientes Energiekonzept ist wichtiger denn je. Erfüllt die Kombibadplanung diese Anforderung und wenn ja – wie?
Die aktuelle Planung, eine kompakte und energetisch optimierte Gebäudehülle schaffen sämtliche Grundlagen für ein nachhaltiges und effizientes Energiekonzept.
Für die technische Gebäudeausstattung und die Badewassertechnik gilt es nun ein Konzept zu entwickeln, das den Energieverbrauch reduziert, bzw. die eingesetzte Energie optimal und möglichst mehrfach nutzt.
In jedem Fall steht das Dach großflächig zur Nutzung der Photovoltaik und solarer Energie zur Verfügung.
Der erste Architektenentwurf steht – was ist Ihre aktuelle Aufgabe?
Aktuell finden weitere Bestandsaufnahmen statt und ein möglicher terminlicher Ablauf der Planung und der Ausführung werden erarbeitet.
Eine Kommunikationsplattform wird eingerichtet. Hier stehen dann allen Beteiligten die aktuellen Informationen zur Verfügung.
Die Vergaben der Fachplanung erfolgen bis Ende März, ab April werden dann mit einem vervollständigten Planungsteam die Grundlagen für den nächsten Planungsstand, einen abgestimmten Vorentwurf erarbeitet.
Jetzt sollen die sogenannten Fachplaner an Bord kommen. Wie viele sind das und was sind ihre Aufgaben?
Neben der Architektur-, der Objekt- und der Freianlagenplanung, die wir gemeinsam mit AO Landschaftsarchitekten aus Mainz übernehmen vervollständigen, Ingenieurbüros der Tragwerksplanung, der Badewassertechnik, der Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär-, Kälte- und Elektrotechnik das Planungsteam.
Zusätzlich wird ein Ingenieurbüro für Energiekonzept, Bauphysik, Wärmeschutz und Akustik beauftragt.
Wenn man nun neben der Projektsteuerung, Bauherr, Nutzer, Fachbehörden der Stadt Rastatt auch noch den Brandschutz, Baugrund- und Schadstoffanalyse, Artenschutz und Vermessung dazuzählt dann wird deutlich, dass ein großes Team an diesem Projekt arbeiten wird.
Wann ist denn damit zu rechnen, dass die Bagger anrücken und der Bau losgeht?
Wie bereits erwähnt ist der Terminplan aktuell in Bearbeitung.
Der genaue Termin zum Start der Baustelle wurde noch nicht fixiert.
Neben der Planung müssen bei der Terminierung auch Genehmigungs- und Vergabefristen berücksichtigt werden, die bis jetzt noch nicht abschließend geklärt sind.
Unsere Herausforderung wird es sein, den Baubeginn so zu legen, dass ein optimaler Ablauf der Baustelle, beginnend mit dem Rückbau und der Sicherung der Zufahrt, möglich ist.